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Formations of Secularity in pre-modern Asian Societies

8th conference of the Working Group History of Religions in Asia (AKAR) within the German Association for the Study of Religions (DVRW) / Workshop of the HCAS “Multiple Secularities – Beyond the West, Beyond Modernities”

The conference continues the discussion on questions of concepts of religion, semantic or functional equivalents to the ‚modern Western’ notion of religion in Asian societies raised on the 6th AKAR’s conference in 2010 at Leipzig University. This year’s conference follows up with discussions on processes of inner societal differentiations and distinctions, that may allow to qualify certain fields of social action, emic norm systems, knowledge systems, and taxonomies as well as Institutions as ‘religious’ in a meta linguistic sense.

The conference is not open to the public and will be held in German.

Full conference announcement by the organizers:

Die 8. Tagung des Arbeitskreises Asiatische Religionsgeschichte (AKAR) wird in Kooperation mit der Kolleg-Forschergruppe „Multiple Secularities – Beyond the West, Beyond Modernities“ (Universität Leipzig) durchgeführt. Sie knüpft thematisch unmittelbar an die 6. AKAR-Tagung (Leipzig 2010) an, auf der die Frage nach etwaigen Religionskonzepten bzw. semantischen oder funktionalen Äquivalenten zum ‚modernen westlichen‘ Religionsbegriff in Gesellschaften Asiens erörtert und auf dieser Grundlage die Frage nach der transkulturellen Übertragbarkeit des Gattungsbegriffs ‚Religion‘ diskutiert wurde. Auf der 8. AKAR-Tagung soll nun aus einer eher differenzierungstheoretischen Perspektive die Frage nach Prozessen binnengesellschaftlicher Differenzierung aufgeworfen werden, im Zuge derer sich möglicherweise soziale Handlungsfelder, Wertsphären, Lebensordnungen, Wissensordnungen, Sinnprovinzen oder Funktionssysteme ausdifferenziert haben, die im metasprachlichen Sinne als ‚religiös‘ qualifizierbar wären. Dabei soll es nicht primär oder gar ausschließlich um die Beschreibung oder inhaltliche Bestimmung der als ‚religiös‘ oder ‚religioid‘ erscheinenden Kultursegmente bzw. Gesellschaftsbereiche gehen, sondern um eine Analyse der Grenzziehungsprozesse selbst, in deren Verlauf ‚Säkularitäten‘ erzeugt werden, deren spezifische Konfiguration lokale Prozesse der Säkularisierung in der Moderne gefördert, behindert oder mitbestimmt haben.

Unter ‚Säkularität‘ verstehen wir in diesem Zusammenhang vorläufig mit Monika Wohlrab-Sahr und Marian Burchardt ganz allgemein „institutionell und kulturell-symbolisch verankerte Formen und Arrangements der Unterscheidung zwischen Religion und anderen gesellschaftlichen Bereichen, Praktiken und Deutungen“. Wir gehen davon aus, dass solche Grenzziehungen wertbezogen und interessegeleitet und damit häufig gesellschaftlich umstritten und historisch reversibel sind. Wir gehen ferner darauf basierend von einer kulturabhängigen Vielfalt von ‚Säkularitäten‘ aus, womit wir bewusst an Shmuel Eisenstadts Konzept der „multiple modernities“ anknüpfen. Anhand ausgewählter Fallbeispiele soll auf der Tagung nach emischen Taxonomien, Formen sozialer Differenzierung und binnenkulturellen Grenzziehungen gefragt werden, die unter dem Gesichtspunkt der ‚Säkularität‘ analysiert werden können. In diesem Sinne sollen auch potenziell ethnozentrische und modernisierungstheoretische Ansätze kritisch hinterfragt werden, die auf den Prozess der Säkularisierung als Folge oder Begleiterscheinung einer vom ‚Westen‘ ausgehenden Modernisierung eingehen und ‚Säkularität‘ in nicht-westlichen Gesellschaften stets nur als Produkt einer Diffusion westlicher Ordnungsvorstellungen konzeptualisieren. Wir wollen einerseits kulturelle Differenzen in Bezug auf grundlegende Ordnungsvorstellungen und Episteme in den Gesellschaften Asiens und Europas nicht ignorieren; andererseits möchten wir einen eurozentrischen Exzeptionalismus vermeiden, der von einer prinzipiellen Andersartigkeit europäischer Gesellschaftsformationen und -konzeptionen ausgeht und daher jedem interkulturellen Vergleich unter Anwendung im Westen entstandener Konzepte als tertium comparationis eine Absage erteilt. Der religionswissenschaftliche Diskurs schwankt hier zwischen den Polen einer Annahme der ewigen Existenz von Religion zu allen Zeiten und in allen Regionen als unverbrüchliches Element der menschlichen Kultur oder gar des menschlichen Wesens einerseits und der Annahme, ‚Religion‘ sei eine neuzeitliche Erfindung der Europäer, während das vormoderne Asien ein ungeheurer magischer Zaubergarten (Weber 1988a: 278) gewesen sei, innerhalb dessen Unterscheidungen zwischen religiösen und nicht-religiösen Handlungs- und Kommunikationsmodi, Rollen, Institutionen, Diskursen usw. nicht vorgenommen worden seien, andererseits. Unsere Hoffnung ist es, im Verlaufe der Tagung ein historisch und quellenbasiert differenzierteres Bild zu zeichnen und weder der Versuchung nivellierender Generalisierung (Universalismus) noch der eines westlichen Exzeptionalismus (Partikularismus) zu erliegen.

Die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer werden gebeten, sich unter anderem an folgenden Leitfragen zu orientieren:

  • Welche emischen Taxonomien, Klassifikationen und Wissensordnungen sind in dem von Ihnen untersuchten historischen Kontext aufzufinden, die einen Hinweis auf eine Unterscheidung religiöser von nicht-religiösen Handlungen, Kommunikationen, Diskursen, Rollen, Institutionen, Normen, Ordnungsvor-stellungen, Wissensordnungen usw. liefern könnten?
  • Lassen sich innerhalb der von Ihnen untersuchten Quellen kommunikative Codes oder Leitunterscheidungen auffinden, die auf konzeptuelle Grenzziehungen zwischen religiösen und nicht-religiösen Handlungsfeldern, Sinnprovinzen Wertsphären oder Lebensordnungen hindeuten?
  • Werden von relevanten Akteuren spezifische Funktionserwartungen an Rollenträger und Institutionen gestellt, die aus heutiger Perspektive als ‚religiös‘ kategorisiert werden?
  • Wer sind die an den Aushandlungsprozessen über sozialstrukturell relevante Differenzierungen zwischen ‚Religiösem‘ und ‚Nicht-Religiösem‘ beteiligten Akteure? Von welchen Interessen sind sie geleitet? Auf welche Probleme reagieren sie mit ihren Grenzziehungen? Welche sozialen und kulturellen Folgen haben die Grenzziehungen?
  • Lassen sich in den von Ihnen untersuchten Kontexten Pfadabhängigkeiten ausmachen, die mitbestimmend waren für die Formen und Verläufe von kulturspezifischen Auseinandersetzungen mit modernen westlichen Ordnungsvorstellungen von ‚Säkularität‘?